Edvard G rieg, Bela
Bartok, Richard Strau ss
VIOUNSONATEN
Vilde Frang (Geige), Michael Lifits (Klavier)
EMI CD
(78’)
Mit Violinkonzerten von Sibelius
und Prokofjew startete die norwe-
gische Geigerin Vilde Frang im ver-
gangenen Jahr ihre Plattenkarriere
bei EMI, Oie Aufnahme ließ aufhor-
chen, denn hier präsentierte sich
nicht nur eine technisch sehr ver-
sierte Geigerin, sondern auch eine
Musikerin
mit
eigenen
Gestai-
tungsideen und einem unterscheid-
baren künstlerischen Profil. Auch
als Kammermusikerin konnte man
Frang bereits kennen lernen, im Kla-
viertrio von Frédéric Chopin Seite an
Seite mit der armenischen Pianistin
Marianna Shirinyan und dem däni-
schen Cellisten Andreas Brantelid.
Jetzt folgt ihr erstes Solopro-
gramm mit einer nicht alltäglichen
Werkzusammenstellung: zwei frühe
Violinsonaten von Edvard Grieg und
Richard Strauss umrahmen hier ei-
nes der bedeutendsten Werke für
Geigerin mit eigenem Profil:
Vilde Frang
Violine des
20
. Jahrhunderts: du-
Bartök-Solosonate.
Dieses
Pro
gramm fragt eigentlich alles ab, wn-,
ein Geiger technisch und musika-
lisch können muss.
Auch hier zeigt Frang Profil, sie
gestaltet individuell und ideenroir h,
aber ohne manieriert zu sein Die
Grieg-Sonate packt mit ihrer ju-
gendlichen Frische, im Mittels-)!/
kommen die folkloristischen An-
klänge einer Fiedel sehr schön he
raus. Den bis ins Rauschhafte ge-
steigerten
Überschwang
der
Strauss-Vioiinsonate lebt Frang gr •
nussvoll aus, ohne dabei in die Bah-
nen klanglicher Pauschalität zu gr
raten. Auch in der strengeren, mehr
intellektuell- konstruierten Sprache
der Bartök-Solosonate bewegt sn
sich stilsicher. Spannung und In
tensität sind immer da, dazu Struk
turverständnis und tonliche Varia
bilität. Leider ist, wie bei vielen Auf
nahmen, der Pianist auf dem Cover
dieses Recitals viel zu klein ge
schrieben. Denn der aus Taschkent
stammende Michail Lifits ist weit
mehr als „nur“ ein Begleiter.
..
Norbert Hornig
MUSIK ★
KLANG ★
Diana Damrau, Münchner
Philharmoniker. Christian Thielemann
Virgin/EMI CD
___(7Г)
Als Sophie, Zerbinetta und Zden-
ka hat sich Diana Damrau längst
als eine Strauss-Sängerin der Ex-
traklasse erwiesen. Mit seinen Or-
chesterliedern, die überwiegend
für ein schwereres Stimmkaliber
geschrieben sind, für dramatische
Sängerinnen wie Pauline de Ahna
und Viorica Ursuleac, betritt sie
dagegen Neuland. Natürlich wagt
sie sich (noch) nicht an die „Vier
letzten Lieder“, die ein Privileg der
Ariadnes und Arabellas sind, doch
die Expansionsfähigkeit ihres von
Haus aus grazilen Soprans ist so
bemerkenswert, dass sich eine
Facherweiterung in nächster Zeit
ankündigt. In
22
Titeln aus allen
Schaffensphasen des Komponis-
n Sebastian Bach
PARTITEN
Mldori Stiltr (Gfitcl
(79)
1
>
. ni.mgi-it nu hl .in Aufnahmen der
Sonaten und Partiten für Violine so-
lo von Johann Sebastian Bach. Für
jeden Geiger ist dieser einzigartige
Zyklus
Pflichtrepertoire und Prüf-
stein zugleich, eine Reinigung für
Geist
und Ohr, für manche ailer-
dings
aut h eine Hürde, die sie nie
genommen haben. So gibt es, und
das mag erstaunen, keine Gesamt-
aufnahmen etwa von Geigerlegen-
den wi- David Oistrach oder Isaac
Stern, fehlte ihnen der Mut zum
letzt.-n Wort? Andere Interpreten
wiederum sahen sich schon in jun-
gen lahren veranlasst, den Werk-
komplex zweimal aufzunehmen,
wie etwa Christian Tetzlaff.
Midori Seiler stellt sich jetzt der
Herausforderung Bach aus histori-
ten, von op. io („Allerseelen“, „Zu-
eignung",
1883
)
bis op.
68
(Bren-
tano-Lieder,
1 9
1 8
;
Orchesterver-
sion
1990
)
zeigt die Sängerin eine
für ihr Stimmfach außerordentlich
reiche Farbpalette, mal elfengleich
schwirrend, mal brunnenklar per-
lend, mal überschwänglich auf-
jauchzend („Cäcilie“). Mit großer
Delikatesse schmeckt sie Musik
und Text ab und adelt durch ihren
Vortrag auch die eher grenzwertig
salonhaften Gesänge. „Poesie“,
der Titel des Albums, ist dabei
nicht nur ein Wort, sondern tat-
sächlich Programm.
Dass dieser Anspruch eingelöst
werden kann, ist natürlich auch ein
Verdienst der begleitenden Münch-
ner Philharmoniker unter ihrem Di-
rigenten ChristianThielemann, der
hier sein musikantisches Tempe-
rament bremst, sensibel auf die
Sängerin eingeht und durchweg
für die adäquate Klangbalance
sorgt. Durch dieses Zusammen-
spiel entstehen Interpretationen
von hoher Intimität.
Ekkehard Pluta
MUSIK
KLANG ★
Das DR Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
sierender Sicht. Ihre Interpretation
wirkt durchdacht, gleichzeitig aber
auch frei. „Für mich bedeutet das
Instrumentarium der damaligen
Epoche, also Barockgeige mit Darm-
besaitung und Barockbogen, unge-
fähr das Gleiche wie die Sprachbe-
handlung bei einem Sänger. Spra-
che formt die Töne und verleiht ih-
nen Leben“, erklärt Midori Seiler im
ßooklet. In ihrer Interpretation setzt
sie diesen Gedanken konsequent
um. Der Phrasenaufbau folgt einer
lebendigen sprachhaften Rhetorik
mit Punkt und Komma. Seiler ge-
staltet immer in größeren Sinnein-
heiten,
veranschaulicht
so
die
Struktur und hebt die Charaktere
der einzelnen Tanzsätze, wie auch
die Variationen der Chaconne, mit
Deutlichkeit heraus.
Einen zusätzlichen Reiz erhält die
Aufnahme durch den geschichts-
trächtigen Ort ihrer Entstehung:
dem neuen Johann-Sebastian-Bach-
Saal des Köthener Schosses, direkt
gegenüber von Bachs einstiger Wir-
kungsstätte. Das regt dazu an, die
Fantasie schweifen zu lassen.
Norbert Hornig
KLASSIK
MUSIK ★
KLANG ★
W EITERE
NEUERSCHEINUNGEN
• Martha Argerich And Friends:
Live From Lugano
2 0 1 0
(EMI)______
• Bach: Six Partitas/Irma issakadze
(Oehms)
• Brahms u. a.: Violinkonzert u. a./
Arabella Steinbacher (Orfeo)
• Bruckner: Sinfonie d-Moll
(„Nullte")/Beethover Orchester
Bonn. Stefan Blunier (MDG)______
• Mojca Erdmann: Mostly Mozart
(DG/Universal)__________________
• Julia Fischer: Poeme (Decca)______
• Händei/Scarlatti: II Promo
Uomo/Omitry tgorov (DHM/Sony)
• Händel alia turca: Amor Oriental
(DHM/Sony)
• Anna Prohaska: Sirenen (DG)
• Schumann u. a.: Miroirs/
Alexei Volodin (Challenge/SM)
• Stockhausen: Tierkreis, Zodiac/
Dominik Susteck (Wergo)
• Tschaikowsky: Shakespeare/
Gustavo Dudamel (DG)
• Tschaikowsky u. a.: Sinfonie Nr. 6
u.a./Daniel Barenboim
(Decca/Universal)
• Turning Points: Mikhail & Sonya
Ovrutsky (Berlin/Edel)
• Wagner: Arien/Rene Pape (DG)
• Widman: Etegie/förg Widman,
Heinz Holliger (ECM)
• Wolf: Italienisches Liederbuch/
Mojca Erdmann, Christian Gerhaher
(RCA/Sony)
6/2011 STEREO 141
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